Montag, 13. Juli 2015

Tage 6 und 7: Im Wilden Westen

Im "Diamond Belle Saloon" wird das Bier von Animier-Damen in CanCan-Kleidchen serviert, der Mann am verstimmten Klavier spielt "The Entertainer" von Scott Joplin und vermutlich kommen jeden Moment Wyatt Earp und Billy The Kid rein und zetteln eine wilde Schießerei an. Wir sind im Saloon unseres Hotels, das ist das historische Strater-Hotel in Durango, einer kleinen Stadt ganz im Süden von Colorado, und fühlen uns hier in den Wilden Westen zurück versetzt. Jedenfalls in den Wilden Westen, wie man ihn sich nach Karl Mey-Lektüre und diversen John-Wayne-Western gemeinhin so vorstellt und wie er hier perfekt inszeniert wird.




Das Hotel im viktorianischen Stil, die Dampfeisenbahn aus den 1880er Jahren, Saloons und Stores - alles beamt die Besucher in die Pionierzeit in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, in die Zeit von Trappern und Siedlertrecks, von Goldrausch und Postkutschen. Der Wilde Westen wird hier für die vielen Touristen natürlich verklärt und romantisiert, die gewaltsame Verdrängung der Indianer bleibt unerwähnt. Trotzdem: ein großartiger Tag liegt hinter uns. Mit der historischen Schmalspurbahn zuckeln wir dreieinhalb gemütliche Stunden durch das San Juan-Gebirge bis auf fast 3000 Meter Höhe von Durango nach Silverton und haben unterwegs grandiose Einblicke in die Natur. Unser "Silvervista"-Waggon mit Glasdach ist an den Seiten offen, unentwegt weht Ruß hinein, und Bob, der Conductor, erzählt unterwegs von der Geschichte der Dampfeisenbahn, der Eisenbahnbauer und der Minenarbeiter. 




Tags zuvor sind wir mehr als 400 Meilen von Denver nach Durango gefahren, mit einem kurzen Stopp im unvergleichlichen Great Sand Dunes National Park. Hier türmen sich vor den San Juan-Bergen Sanddünen bis zu einer Höhe von 230 Metern auf, die höchsten Dünen Nordamerikas, entstanden  durch Sandablagerungen des Rio Grande, die der Westwind durch das Tal vor den Bergen geweht und zu Dünen aufgehäuft hat, die sich täglich verändern. Die Landschaft ist dreigeteilt: Auf der einen Seite ein Panorama fast wie in den Alpen, dann Watt wie an der Nordsee, dahinter Dünen wie in der Wüste. Unglaublich!     


Berge, Watt und Dünen im Dreiklang

Erkenntnisse der letzten beiden Tage: 
1. Der Sprit ist hier günstig: eine Gallone (3,8 Liter) kostet 2,70 $, also etwa 0,70 € pro Liter. 
2. Zigaretten sind dafür extrem teuer: Zwischen 8 $ und 13 $ pro Schachtel (es gibt keine Preisbindung wie in Deutschland). Da Rauchen aber ohnehin total vepönt und praktisch überall verboten ist, raucht hier sowieso fast niemand mehr, und es macht auch wenig Spaß zu rauchen - seit wir hier sind, habe ich noch nicht mal ein halbes (mitgebrachtes) Päckchen geraucht. 
3. Ein richtiger Cowboyhut aus Biberpelz-Filz ist nicht unter 200 Dollar zu haben. Und echte handgefertigte Cowboystiefel sind leider völlig unerschwinglich. 

Morgen geht's weiter: vom wunderschönen Colorado nach New Mexico. Gute Nacht aus Durango!

http://www.durangotrain.com
http://strater.com
http://www.diamondbelle.com
http://www.nps.gov/grsa/index.htm

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