Dienstag, 21. Juli 2015

Tage 14 und 15: Der Colorado River in Utah und Arizona

Bis heute dachte ich, mein Englisch sei not too bad. Doch dann sage ich meine ersten beiden Worte zu Josh, unserem Colorado-River-Guide - "Good morning!" - und er gibt zurück: "Oh! You come from Germany!" Hä? Wie kann man bitte einen deutschen Akzent an zwei Worten erkennen??? :-)
Josh ist ein ganz junger Kerl, der in seinem ersten Sommer Touristen aus aller Welt auf blauen motor rafts, einer Art Riesenschlauchboot, über den Colorado River durch den Glen Canyon schippert. Wir sind in Page, Arizona, an der Grenze zu Utah, und die Tour beginnt morgens um halb acht. Zunächst geht es per Bus durch einen langen engen Tunnel zur Anlegestelle, direkt unterhalb des berühmten Glen Canyon Dams, eines Staudamms, der den Colorado River zum Lake Powell aufstaut.


Die Staumauer ist 216 Meter hoch und der Lake Powell der zweitgrößte Stausee der USA. Er ist 300 Kilometer lang und hat mehr als 3.000 Kilometer Küste. Als der Staudamm 1963 fertig war, wurde dahinter der künstlich angelegte Lake Powell vom Colorado mit Wasser geflutet - das dauerte bis 1980, also 17 Jahre! 
Wir klettern in unsere motor rafts und starten zu einem der schönsten Ausflüge unserer mittlerweile vier USA-Reisen. Das Wasser des Colorado ist je nach Sonneneinstrahlung dunkelblau oder smaragdgrün und ganz klar. Zu beiden Seiten des Flusses präsentieren uns die hohen, steil in den tiefblauen Himmel ragenden Felsen des Canyons immer wieder andere, großartige Kulissen: mal rot und kantig, mal schwarz und ganz glatt, mal braun und zerklüftet. Wir lassen uns treiben von der Strömung des 11 Grad kalten Colorado, lauschen Josh's Geschichten über die Entstehung der Canyons und genießen die friedliche Atmosphäre, die nur durch Jacob, einen extrem vorlauten kleinen amerikanischen Jungen, gestört wird, der immer wieder altklug dazwischen plappert.







Und dann schippern wir entlang der "Horseshoe Bend", jener hufeisenförmigen Schlaufe, die der Colorado um eine Felsenhalbinsel zieht. Mehrere Hundert Meter sind die Felsen gegenüber der Halbinsel hoch - etwa so hoch wie das Empire State Building in New York, erklärt uns Josh, also fast 400 Meter. Ganz klein und wuselig wie die Ameisen sehen wir hoch oben Touristen direkt an der Kante der Felsen stehen und den "Horseshoe Bend Overlook", also den Ausblick tief hinunter auf die Hufeisenkurve, genießen. Wir brüllen ihnen gemeinsam mit Josh "Hello!" zu, das als Echo von den Felsenwänden widerschallt. 
Gut drei Stunden sind wir auf dem Colorado River unterwegs - ein phantastisches Erlebnis. Zum Abschied singt uns Josh, der in der Wintersaison als Musicaldarsteller auf Tour ist, noch ein amerikanisches Volkslied mitten auf dem Fluss. 
Nachdem wir Horseshoe Bend gerade von unten bewundert haben, sind wir gespannt, wie der Ausblick von oben, aus fast 400 Metern, hinunter ist, und fahren hin. Vom Parkplatz spaziert man etwa einen Kilometer durch roten Wüstensand.


Dann stehen wir vor dem Abgrund. Es gibt keine Absperrungen und kein Geländer, aber der Ausblick ist gigantisch. Zum Vergleich:
Das ist die Halbinsel am Horseshoe Bend von unten, vom Colorado aus:


Hier sieht man mit etwas gutem Willen die Touristen ganz oben auf dem Plateau stehen:


Und das sehen sie von oben, aus fast 400 Metern Höhe:



Die kleinen Punkte im Wasser sind die motor rafts:


Es ist hier oben doch erstaunlich, dass die Selfie-Manie nicht ständig Todesopfer fordert, so wagemutig wie sich manche Touris bis auf die äußersten Enden der Klippen vorwagen, um ein Selfie zu schießen - ein Schritt weiter zurück - und Feierabend. Ich muss aber auch Charlotte und Dirk ständig davon abhalten, sich der Kante des Plateaus noch weiter zu nähern:




Wir wohnen übrigens zwei Tage etwa 10 Meilen von Page entfernt in Big Water in einem wunderbaren Bed & Breakfast bei Eric und Jared, die sich sehr aufmerksam um uns kümmern. Fazit der letzten beiden Tage in Utah und Arizona: Sehr erholsam, sehr farbenprächtig und sehr spektakulär! 



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