Freitag, 24. Juli 2015

Tage 17 und 18: Traumstraßen und Steinbögen

"Der Weg ist das Ziel." So könnten unsere beiden Urlaubstage gestern und heute wahrhaftig überschrieben sein. Wir haben zwei amerikanische Traumstraßen er-fahren, auf denen der Südwesten noch mal alles gegeben hat, um uns den nahenden Abschied so richtig schön schwer zu machen: Die Utah State Road 12 zwischen dem Bryce Canyon und dem Capitol Reef National Park und die Utah State Road 128 zwischen Moab an der Südspitze des Arches National Park und der Interstate 70. 

Die UT 12 gehört zu nur 27 Strecken in den USA, die den stolzen Titel "All American Road" tragen dürfen. Diese Auszeichung bekommt nur, wer als Panoramastraße für sich allein schon ein Reiseziel wert ist. "All American Roads", die wir bei unseren USA-Urlauben kennengelernt haben, sind zum Beispiel auch der Big Sur Coast Highway in Kalifornien (ein Teil des berühmten Highway No. 1 entlang des Pazifik), Blue Ridge Parkway in Virginia im Shenandoah Nationalpark (besungen in John Denvers "Country Roads"), der San Juan Skyway in New Mexico (u.a. im Abschnitt zwischen Durango und Silverton, wo wir per Eisenbahn und Bus unterwegs waren) und - der Las Vegas Strip. Die UT 12 trägt den Beinamen "A Journey Through Time", weil sie uns auf fast 200 Kilometern Länge durch Millionen Jahre Gesteinsgeschichte führt. Dabei ändert sie ihr Aussehen praktisch hinter jedem Hügel: mal grüne Vegetation in Schluchten und Tälern, dann kilometerlang rote, orange- und rosafarbene Plateaus und Felsformationen. Immer wieder erleben wir auf unserer Fahrt zwischen Bryce Canyon/Kodachrome Basin und Capitol Reef National Park einen kompletten Szenenwechsel, der sich kaum beschreiben lässt. 



Einen wirklich guten Kaffee genießen wir unterwegs im "KIVA-Koffeehouse", einem urigen Café mit fabelhafter Aussicht und höchst originellen Restrooms irgendwo an der UT 12. 



Beinahe unbemerkt beginnt hinter Torrey, am Ende der UT 12 der Capitol Reef National Park. Unbemerkt deshalb, weil wir keinen Eintritt zahlen müssen (mein Hinweis von gestern, dass die National Parks mindestens 25 $ Eintritt kosten, ist also Unfug). Auch Capitol Reef ist berühmt für seine Tafelberge und Felsformationen in allen Rotschattierungen, uns aber als nicht soooo atemberaubend aufgefallen, wie die anderen National Parks. 



Hinter Capitol Reef fahren wir weiter auf der UT 24, die nicht als "scenic byway" ausgewiesen ist, uns aber begeistert - so stellen wir uns eine Fahrt über den Mond vor! Die Plateaus sind hier mal nicht rot, sondern weiß-grau, und der Blick in die Weite ist schier unendlich.



Irgendwann erreichen wir nach Tagen mal wieder eine Interstate, die I 70, und damit endlich auch wieder mobiles Internet - halleluja! Wir machen Station in Green River, wo sich dank mobilem Internet spontan ein schönes Motel mit Pool findet. Von dort aus haben wir heute den Arches Nationalpark erkundet - weltberühmt durch seine skurrilen Felsformationen - die roten Steinbögen, die dem Park seinen Namen gegeben haben, machen für uns nur einen winzigen Teil seines Reizes aus. Manche Felsen sehen so aus, als würden sie beim nächsten Windstoß ab- oder durchbrechen. In viele andere markante Formationen lassen sich eigene Interpretationen hineinlegen oder sie haben schon passende Namen bekommen wie die "Three Gossips", die drei Klatschtanten, oder der "Balanced Rock". Der "Delicate Arch" ist das Wahrzeichen Utahs und auf vielen Autokennzeichen abgebildet. 


Oben: Three Gossips. Unten: Balanced Rock.

Unten: Delicate Arch

Größenvergleich mit Charlotte unten links  (1,78m):


Inzwischen ist es Mittag geworden und deutlich über 35 Grad heiß. Überall im Park stehen Warnschilder "Heat kills! Stay hydrated!", und es gibt Brunnen, die "drinking fountains", aus denen wir unsere Wasserflaschen nachfüllen. Selbst für kurze Wanderungen in der Mittagshitze sind Mütze, Sonnencreme und Wasserflasche ein Muss, und wir ärgern uns, dass wir nicht früher aufgestanden sind. Außerdem sind wir überzeugt, dass uns sowieso niemand glauben wird, dass das tiefe Blau des Himmels auf unseren Fotos heute tatsächlich echt und nicht nachträglich bearbeitet ist. Es ist aber so! 


Nach den überwältigen Eindrücken und einer kurzen Fahrt durch Moab am südlichen Ende des Arches Nationalparks fahren wir über die UT 128 zurück auf die Interstate 70. Die UT 128 ist eine teilweise superenge, sehr kurvenreiche Straße, die fast auf ihrer kompletten Länge von 70 Kilometern dem Lauf des Colorado River folgt. Links der Straße der Colorado, rechts hohe Felswände aus rotem Sandstein - es ist eine unbeschreibliche Fahrt, bei der wir die Straße fast für uns alleine haben. 



So wie gestern und heute muss ein Roadtrip sein, der diesen Namen auch verdient: abwechslungsreich und gleichzeitig landschaftlich einmalig und dem Fahrer gelegentlich auch einiges abverlangend. Der Weg ist das Ziel!

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