Donnerstag, 16. Juli 2015

Tag 10: Unterwegs auf der Route 66

Die Route 66, Amerikas berühmte historische Straße, die ursprünglich 2.500 Kilometer von Chicago im Nordosten nach Santa Monica ganz im Westen verlief, hat in Albuquerque eine Besonderheit: sie kreuzt sich mit sich selbst. Der Straßenverlauf wurde nämlich in den 30er Jahren in New Mexico umgelegt, um die Strecke zu verkürzen. Dadurch gibt es in ABQ an der Ecke Central Avenue/4th Street eine Kreuzung der ursprünglichen Route 66 mit der umgelegten 66. 

Mitten in Albuquerque kreuzt die Route 66 die Route 66. 

Die Route 66 ist zwischen Albuquerque und Gallup heute weitgehend der Interstate 40 gewichen. Aber wenn man die I 40 verlässt, findet man z.B. im kleinen Ort Grants noch Spuren früherer Herrlichkeit, als die kleinen Städte entlang der Route 66 boomten. In Grants, wie in vielen anderen Orten entlang der Strecke auch, sind die alten Motels aber längst geschlossen und verwittern vor sich hin, und oft erinnern nur noch die historischen Schilder an vergangene bessere Zeiten. 

Hat schon bessere Zeiten gesehen: Grants an der Route 66.

In Gallup werden die Erinnerungen an die goldenen Zeiten hochgehalten, führt doch die historische Route 66 tatsächlich bis heute durch den Ort und wird hier noch viel befahren. Gleich an der Abfahrt der Interstate 40 liegt unser Etappenziel, das historische El Rancho Hotel mit der schönen Adresse "1000 East 66". 



Blick von der Veranda im El Rancho Hotel auf die Route 66.

Das El Rancho ist vor allem als "Home of the Movie Stars" bekannt geworden, denn hier haben praktisch alle Hollywood-Filmstars der 30er bis 50er Jahre mal genächtigt. Rund um Gallup, in der oft herrlichen, oft aber auch kargen Landschaft New Mexicos, sind seinerzeit viele Filme, vor allem Western, gedreht worden, und bis heute rühmt sich das El Rancho der Stars von damals. Überall hängen ihre Fotos mit Widmungen - John Wayne, Spencer Tracy, Katherine Hepburn, Doris Day, Errol Flynn, Burt Lancaster, Gregory Peck, Kirk Douglas, Humphrey Bogart und Lee Marvin haben unter anderem hier gewohnt. Wie passend, dass Lee Marvin's wundervoll gekrächztes One-Hit-Wonder "Wandrin' Star" aus dem Film "Westwärts zieht der Wind" (1970) ohnehin zu unserem Urlaubs-Soundtrack gehört! 
Das Hotel El Rancho stammt aus den 30er Jahren und steht heute unter Denkmalschutz. Schon die Lobby ist sensationell mit ihrer geschwungenen Treppe mit den zwei Aufgängen, dem glänzenden Steinfußboden, Massivholzmöbeln, Sitzgelegenheiten aus Büffelhorn, Wagenradlampen, einer doppelsitzigen Schuhputzstation und viel plüschigem roten Stoff. Im ersten Stock ist die Galerie der Stars.






Unser Zimmer ist zwar recht klein, aber gemütlich und nach Jackie Cooper benannt, der in den 30er Jahren unter anderem durch "Die kleinen Strolche" und "Skippy" zum Kinderstar avancierte und für "Skippy" sogar für einen Oscar nominiert war. Nach Jahrzehnten mit unbedeutenden Rollen spielte er ab 1978 in den Superman-Filmen den Zeitungsredakteur Perry White. Als Regisseur von Fernsehserien gewann er in den 70er Jahren zwei "Emmies" (für M.A.S.H. und für "The White Shadow").

Jackie Cooper, der Namenspatron unseres Zimmers im El Rancho

Gallup selbst ist eine Ansammlung sämtlicher Motel- und Fastfood-Ketten des Landes entlang der Route 66 mit unzähligen kleinen Shops in den Nebenstraßen. Auch hier gibt es überall Kunsthandwerk und Schmuck der Natives zu kaufen, vor allem Silberschmuck mit Türkisen. Hier dürfen die (unaufdringlichen) Verkäufer auch in den Restaurants an die Tische kommen und ihre Waren feilbieten. 
Im Gallup-Stadtführer haben wir gelernt, dass es hier Standard ist, alles mit Chili zu essen. New Mexico ist eines der größten Chili-Anbaugebiete der Welt. Sogar McDonald's & Co. haben ihre "Speisekarte" angepasst und bieten die Burger auch "chili-style" an. Chilis gehören einfach zu allem, von Pizza über Steaks bis zum Frühstücks-Burrito, und sogar ein paar örtliche Biere sind mit Chili "angereichert". Rote Chili-Schoten sind etwas milder als grüne, aber wer essen will wie die Natives, der bestellt sein Gericht "Christmas style", also mit roten UND grünen Chilis. Danach speit man vermutlich Feuer, denn für unsere mitteleuropäische Zungen sind schon die roten Chilis extrem scharf. 


In Gallup scheinen die 22.000 Bewohner besonders stolze Amerikaner zu sein. Der US-Straßenkartenhersteller Rand McNally (von dem wir auf unseren USA-Reisen immer Dirks riesigen Road Atlas aus dem Jahr 1987 mitschleppen - leistet immer noch treue Dienste!) hat Gallup zur "Patriotischsten Kleinstadt in Amerika" ernannt. Leider konnten wir uns davon bei unserem Abendspaziergang durch Downtown kein Bild mehr machen - tote Hose in Gallup. Die meisten der mehr als 100 Geschäfte schließen um halb sechs oder sechs. Aber den Charme der alten Route 66 verströmt die kleine Stadt trotzdem in allen Winkeln und Gassen. 




Die gute-Nacht-Zigarette stammt aber leider nicht aus diesem Automaten in der Lobby des El Rancho. Die gepflegte Hollywood-Diva der 40er Jahre konnte sich beim Kippen-Ziehen noch eben im eingebauten Spiegel den Lippenstift nachziehen - praktisch! :-)


Nachtrag: Ich weiß leider nicht, warum die iPad-App von blogger.com ständig unbemerkt die Schriftart ändert und wie ich das abstellen kann. Rat und Hilfe gerne über die Kommentar-Funktion - danke! 

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